Ein Zeichen setzen – mit Inklusion, Lebensfreude und Kuchen
Zu Besuch im inklusiven Museumscafé der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Museumscafé Flossenbürg
- 2015 eröffnet
- Inklusionscafé des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth
- etwa 40 Plätze ganzjährig und zusätzliche Plätze auf der Terrasse
- Verpflegung von größeren Gruppen mit bis zu 100 Personen nach individueller Abstimmung möglich
- geöffnet Montag bis Freitag von 9 – 18 Uhr,
an Samstagen, Sonntagen & Feiertagen von 13 – 18 Uhr
Ein besonders schönes Lob
„Das erste Überlebendentreffen des KZ war ein Aha-Erlebnis für mich. Die ehemaligen KZ-Insassen hatten Tränen in den Augen. Sie haben sich dafür bedankt, dass wir hier unser inklusives Museumscafé eröffnet haben. Sie freuten sich darüber, dass hier ein Ort entstanden ist, der so lebendig ist. Dass hier gelacht wird und dass hier genossen wird. Für mich ist es das größte und schönste Lob überhaupt.“
Christine Schneider huscht zwischen den Tischen des Flossenbürger Museumscafés hin und her. Sie serviert Kaffee und Kuchen, nimmt Bestellungen auf und wird nicht selten auf die gelungene Zusammenarbeit zwischen Menschen mit Behinderung und Nichtbehinderten angesprochen. Alle arbeiten Hand in Hand und bilden so ein eingespieltes Team. Während der Arbeit der Wirtin des inklusiven Museumscafés in der KZ-Gedenkstätte wird deutlich: Das besondere Café in der Nähe des Bockls ist ein Ort, an dem alle gleich sind.
Zweite Chance für einen Lebenstraum
Christine Schneider ist 54 Jahre alt, eigentlich gelernte Kinderkrankenschwester und hat viele Jahre in der Pflege im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) in Irchenrieth gearbeitet. Eines Tages kam die HPZ-Geschäftsleitung auf sie zu und fragte, ob sie Lust hätte, bei einem neuen Projekt mitzumachen: Sie sollte dabei helfen, ein Konzept für ein inklusives Café an einem außergewöhnlichen Ort zu entwickeln: in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
Die Bitte kam nicht von ungefähr: Ihre Arbeitgeber wussten, dass die gebürtige Pirkerin bereits ein eigenes Café geführt hatte. Von 2001 bis 2007 war sie Wirtin in ihrem eigenen Lokal. Nach sechs Jahren musste sie ihren Lebenstraum aber aufgeben und in ihren alten Beruf zurückkehren. „Es war eine glückliche Fügung, dass ich hier noch einmal eine Chance bekommen habe.“, sagt sie jetzt. Mittlerweile hat sie noch eine Ausbildung zur Köchin gemacht, lebt wieder ihren Traum als Wirtin und arbeitet zusätzlich in ihrem ursprünglichen Beruf. Für Christine Schneider ist das ein Glücksfall. Und das spüren die Gäste im Museumscafé in Flossenbürg.
In das neue Lokal hat die 54-Jährige ihre Erfahrungen und das Konzept ihres ehemaligen Cafés einfließen lassen – und mit der Arbeit für das HPZ kombiniert. Das bedeutet: Die Wirtin legt Wert auf regionale und saisonale Produkte – bevorzugt aus dem eigenen Garten – und setzt vor allem auf köstlich zubereitete vegetarische und vegane Gerichte. Wichtig ist aber dabei eines: Behindert oder nicht behindert – das spielt im Museumscafé keine Rolle. Weder bei den Mitarbeitenden, noch bei den Gästen. Christine Schneider: „Es gibt Konzepte für inklusive Cafés mit Speisekarten zum Ankreuzen oder Knöpfen am Tisch. Das wollten wir nicht, wir wollen eine ganz normale Gastronomie sein, weil wir glauben, dass unsere Mitarbeiter mit Handicap das genauso umsetzen können.“ Und der Erfolg gibt ihr recht.
Den Gästen gefällt das Konzept. Das liegt auch an dem erstklassigen Service. „Unsere Mitarbeiter sind von Grund auf herzlich, ohne aufgesetzt zu sein. Das kommt gut bei den Gästen an“, erzählt die Wirtin. Begeistert sind auch die Menschen, die einst im KZ Flossenbürg eine schreckliche Zeit erleiden mussten. Sie freuen sich, dass hier eine Stätte der Inklusion aufblüht.
Ein Ort für besondere Begegnungen
„Das erste Überlebendentreffen des KZ war ein Aha-Erlebnis für mich. Die ehemaligen KZ-Insassen hatten Tränen in den Augen. Sie haben sich dafür bedankt, dass wir hier unser inklusives Museumscafé eröffnet haben. Sie freuten sich darüber, dass hier ein Ort entstanden ist, der so lebendig ist. Dass hier gelacht wird und dass hier genossen wird. Für mich ist es das größte und schönste Lob überhaupt.“
Durch die besondere Vergangenheit des Orts hat das Museumscafé in Flossenbürg viele internationale Gäste. Menschen aus der ganzen Welt besuchen die KZ-Gedenkstätte und kommen in das Café. Aber auch viele Einheimische gehören mittlerweile zu den Stammgästen. „Es kommt deshalb oft zu besonderen Begegnungen, zum Beispiel wenn ein Tourist aus Amerika mit einem Ortsansässigen am Tisch sitzt.“, erzählt Christine Schneider.
Auch viele Tagesausflügler machen Rast im Museumscafé, E-Biker und Rennradfahrer zum Beispiel oder Wanderer, die auf dem Bockl unterwegs sind. „Wir sind für sie nicht nur ein Café an der Gedenkstätte, sondern auch eine Ausflugsgaststätte. Sie sagen, es ist so schön hier. Sie wollen auf unserer Terrasse sitzen, ihre Seele baumeln lassen und den Burgblick genießen.“, erzählt die Wirtin.
Tatsächlich ist der Ausblick atemberaubend schön. Durch die erhöhte Lage können die Besucher den Blick über die gesamte Umgebung schweifen lassen – von der Burgruine über die Wälder, Wiesen und die kleine Gemeinde bis runter zum Bockl. Das Café verbindet so wunderschöne Landschaft mit Geschichte, sozialer Verantwortung und Lebensfreude – und ist einfach nur ein wunderschöner Ort der Erholung, an dem alle Menschen gleich sind.